Unsere Behandlungsschwerpunkte in der Wirbelsäulenchirurgie umfassen die konservative und operative Behandlung von traumatischen (Bsp. Wirbelkörperfrakturen), degenerativen (Bsp. Spinalkanalstenose und Bandscheibenvorfall) und tumorbedingten (Bsp. Meningeom, Schwannom, Metastase) Erkrankungen.
Degenerative Erkrankungen werden durch altersbedingte Verschleiss- oder Abnutzungserscheinungen verursacht. Eine der häufigsten degenerativen Erkrankungen ist die Spinalkanalstenose, eine Enge im Wirbelsäulenkanal. Sie kann sowohl die Halswirbelsäule (zervikale Spinalkanalstenose), als auch die Lendenwirbelsäule (lumbale Spinalkanalstenose) betreffen. Durch den stetig wachsenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung nimmt die Diagnose Spinalkanalstenose beständig zu.
Eine weitere häufige degenerative Wirbelsäulenerkrankung sind Bandscheibenvorfälle im Bereich der Hals und Lendenwirbelsäule. Hierbei tritt zähflüssiges Material aus dem Bandscheibenkern (Nucleus pulposus) aus und «quetscht» Nervenstrukturen im oder ausserhalb des knöchernen Wirbelkanals.
Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule können letztendlich zu einer Instabilität und sogenannten Wirbelgleiten führen.
Betroffene berichten häufig über langjährige, langsam oder plötzlich zunehmende Rücken- und/oder Beinschmerzen, verursacht durch die schmerzhafte Reizung (Radikulopathie) oder Schädigung von Nervenwurzeln und degenerative Veränderungen an den Wirbelgelenken (Spondylarthrose), Bandscheibenzwischenräumen (Diskopathie) oder Wirbelkörpern (Osteochondrose).
Diese pathologischen Veränderungen verursachen Rücken oder Nackenschmerzen bzw. strahlen in Ruhe oder bei Belastung in die Beine oder Arme aus und werden dann als schmerzhafte Radikulopathie beschrieben. Durch die in erster Linie beim Gehen oder Bewegung auftretenden Schmerzen können Betroffene typischerweise nur noch eingeschränkt längere Strecken (50-500m) zurücklegen (neurogene Claudicatio spinalis). Im weiteren Verlauf sind neurologische Defizite wie Gefühlsstörungen und Lähmungen (senso-motorisches Ausfallsyndrom), Ruheschmerzen, Blasen-Mastdarmstörungen (Inkontinenz) und Sexualfunktionsstörungen (Conus-Cauda Syndrom) möglich.
Der allgemeine Wunsch nach Mobilität, Aktivität und langfristig hoher Lebensqualität hat erfreulicherweise zu einer Weiterentwicklung von konservativen, aber auch operativen Behandlungsmethoden geführt. Daher ist es sinnvoll, nach der Diagnose gemeinsam mit anderen Fachrichtungen eine individuell auf die Patientin oder den Patienten abgestimmte Behandlung zu wählen.
Ein wesentlicher Prozentsatz (ca. 70-80%) der Betroffenen mit einem Bandscheibenvorfall kann konservativ, das heisst ohne operativen Eingriff behandelt werden. So führen oft Schmerzmedikamente (lokal, oral, CT-Infiltration), gezielte Physiotherapie und/oder andere Massnahmen (Chiropratik, Osteopathie) bereits zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden. Erst wenn diese Massnahmen keine Erfolge aufzeigen oder sogar neue Beschwerden, wie Lähmungen und Gefühlsstörungen hinzukommen, ist die mikrochirurgische Dekompression oder ein alternatives operatives Vorgehen sinnvoll.
Bei diesen risikoarmen und minimal invasiven Eingriff kommen „high-tech Methoden“ wie ein hochauflösendes Operationsmikroskop, intraoperative Bildgebung (bewegte Röntgenaufnahmen in Echtzeit, intraoperative Computertomografie, Neuronavigation, Endoskopie) und bei Bedarf ein intraoperatives neurophysiologisches Monitoring zum Einsatz.
Ist die Wirbelsäule im Verlauf der Erkrankung zusätzlich instabil geworden, können einzelne Wirbel durch Einbringen von Schrauben, Stangen und "Cages" stabilisiert werden (Spondylodese oder Fusion genannt). Die Beweglichkeit wird dadurch in der Regle nicht vollständig eingeschränkt – im Gegenteil: das Nachlassen der Beschwerden führt bei den Betroffenen in der Regel zu einer verbesserten Lebensqualität und Wohlbefinden.
Eine häufige Folge von Wirbelkörperfrakturen nach Stürzen bzw. Bagatelltraumata oder spontan (Osteopenie/Osteoporose) sind erhebliche bis immobilisierende Rückenschmerzen. Gelegentlich auch in Verbindung mit neurologischen Ausfallserscheinungen (Lähmung-Gefühlsstörung, Blasen-Mastdarmstörungen). Eine wesentliche Anzahl dieser Frakturen können erfolgreich über Wochen bis Monate konservativ behandelt werden. Sollte dies keinen Erfolg aufzeigen stehen operative schonende Verfahren wie die Vertebroplastie oder Kyphoplastie zur Verfügung. Bei komplexen Frakturen mit Fehlstellungen und/oder neurologischen Defiziten muss die Indikation eines komplexeren operativen Verfahrens (Instrumentation/Spondylodese/Wirbelkörperersatz) besprochen werden.
Bei der Behandlung schwerer (Nerven-)Schmerzen steht die Suche nach dem eigentlichen Ursprung der Schmerzen, um diese gezielt zu behandeln, im Mittelpunkt. Mittels Studiums der Krankengeschichte, körperlicher Untersuchung, Schmerzprotokoll und Einsatz von bildgebenden Verfahren (CT/MRI oder Röntgen) und evtl. elektrophysiologische Untersuchungen (SSEP,MEP) kann ein Facharzt in den meisten Fällen die Ursache der Schmerzen diagnostizieren.
In einem ersten Schritt wird versucht, die Schmerzen konservativ - d.h. ohne Eingriff - mit Medikamenten und Physiotherapie etc. zu behandeln. Bleibt die Wirkung ungenügend, werden je nach Diagnose verschiedene Massnahmen der interventionellen Schmerztherapie angewendet: Nervenwurzelinfiltration, Radiofrequenzbehandlung, Fazettengelenksinfiltration, Thermokoagulation, Kryotherapie, intrathekale Schmerzpumpe, Neurostimulator.